1933 – Die Narrengarde wird gegründet

Bereits der erste Auftritt sorgte für großes Aufsehen und war eine fastnächtliche Sensation

von Thomas Uhl und Berthold Hepfer

In der Zeit vor 1933 fielen immer wieder junge Zeller Narren bei Umzügen, bei der Straßenfasnet oder bei Kappenabenden mit guten Einfällen auf. Diese Gruppe, die u.a. auch mit einem riesigen Tretroller auftrat, nannte sich die „Abteilung Radelrutsch“. Bei Kappenabenden trugen die Mitglieder Vorfälle und Begebenheiten aus Radolfzell in ulkiger Art mit viel Narrenwitz vor. Einer dieser Narren war Bino Linder. Durch den Erfolg an den Kappenabenden erkannte er, dass man gemeinsam noch mehr erreichen konnte. Nachdem er den Narrenrat von seiner Idee, 1933 eine „Fasnet-Revue“ aufzuführen, überzeugen konnte, scharte er zur Vorbereitung dieses Schauspiels junge Zeller Narren um sich. Um diese talentierten Jungnarren auch in die Zunft eingliedern zu können, musste jedoch noch eine passende Abteilung für die Narrizella Ratoldi gefunden werden.

Die Idee, eine Narrengarde zu gründen fand Anklang, da bereits früher im „Rothen Buch“ der Narrizella Ratoldi Narrengarden erwähnt wurden. Zudem war der Narrenbaum am Fasnetdienstag 1932 auf dem Marktplatz vor dem Trauerzug in frevelhafter Weise umgesägt worden. Darum wurde konkret über eine Narrenbaumbewachung nachgedacht. Das vorzeitige Narrenbaumfällen war also ein gewichtiger Grund, die Gründung einer Garde und die Einführung einer Narrenbaumwache voranzutreiben. In aller Stille und streng geheim bildete sich die neue närrische Garde der Narrizella Ratoldi.

 

Uniformgestaltung und Gründung der Garde wurden 1932 in langen Nächten im „Walfisch“ beratschlagt und vorbereitet. Die Uniform in den Stadtfarben wurde nach einem Entwurf von Bino Linder geschneidert. Der Stoff wurde von den Gründern selbst gekauft und später von der Stadt bezahlt. Am Schmutzige Dunschtig, dem 23. Februar 1933, war es dann soweit. Zum Abschluss der ersten begeistert aufgenommenen Fasnet-Revue (Motto „Gruß aus Radolfzell“) im Scheffelhof überraschte die 33 Mann starke Narrengarde mit ihrem Auftritt die Öffentlichkeit. Die Schlussszene, in der die Garde in ihren rot-weißen Uniformen, mit Tschako und Gewehr auftrat, sorgte für großes Aufsehen und war die Sensation der Fasnet 1933. Großen Jubel und Beifall gab es, als die Garde durch den Saal marschierte und Mannschaft sowie Offiziere Bino Linder, Oskar Auer und Arnold Schäuble vom Narrenvater ausgezeichnet wurden. Natürlich wurde die bereits fertige Gründungsurkunde verlesen.

In dieser Urkunde machte es sich die Garde zur Ehrenpflicht, die Fastnacht der Hannoken-Stadt zu hegen, zu pflegen und wenn nötig zu verteidigen. Darüber hinaus gelobte die Garde am Fasnachtsdienstag eine Ehrenwache unter dem Narrenbaum zu halten. Die Urkunde ist vom Hauptmann und seinen 33 Gardisten unterzeichnet. Am Bürgerball 1933 wurde die Narrengarde dann auf die Narrenfahne vereidigt. Sie versprach der edlen Narretei immer treu zu dienen. Damit war die Narrengarde in die Radolfzeller Fasnet aufgenommen.

Gardisten mit Kanone und Gardehäusle 1935 vor dem „Walfisch“. Im Hintergrund sieht man die Brauerei zur Hölle