Liebe Närrinnen und Narren!
Was hat Bino Linder vor 90 Jahren geschaffen? Eine Truppe mit Ideen und Enthusiasmus, die es bereits damals vorzüglich verstand und bis heute noch versteht, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und dadurch all die Jahre überlebte. Männer – also gestandene Mannsbilder, männliche Grazien, Dickbäucher und Strichmännchen, Streithähne und Harmoniesüchtige, Selbstverwirklicher und alefänzige Radolfzeller, Travestiekünstler und verkappte Musiker, individuelle Künstler; kurz eine Mannschaft verschiedenster Charaktere, die es wert ist, geliebt, gemocht oder zumindest geschätzt zu werden; nicht jeder von jedem, aber alle als Team. Jeder von uns ist stolz, bei diesem „Haufen“ dabei sein zu dürfen, ist vielleicht sogar ein bisschen süchtig nach Fasnet und närrischem Schauspiel.
Verfallen der Tradition, sich in der Zeit zwischen Drei König und Aschermittwoch anders verhalten zu dürfen als im Alltag lebt dies der Gardist auf vielfältige Art aus. Es scheint für ihn eine Berufung zu sein, im gesellschaftlichen Rahmen die Position des Narren einzunehmen und dadurch auch die Beziehung zwischen Tradition, Brauch und christlichem Glauben zu verdeutlichen. Vermutlich würde uns selbst am meisten etwas fehlen, wenn es uns, die Gardisten, nicht gäbe. Deshalb sind wir ständig bestrebt unsere Fasnet weiter zu entwickeln und der heutigen Zeit anzupassen ohne dabei den Bezug zu Brauchtum und Tradition zu verlieren. Wir hoffen, dies an unserem Jubiläum ein Stück weit unter Beweis stellen zu können. Es ist einfach schön, mit seinen Mitmenschen mal „d’ Sau raus z’ loh“ mit der Vorgabe, sie im närrischen Sinn zu lenken, sie am Aschermittwoch wieder einzufangen und dann in das Reich der Realität und Vernunft zurückzukehren – natürlich immer mit dem Gedanken „’s goht dägege“ und mit geduldigem Ausharren bis zur nächsten Fasnet.